Rosen im Halbschatten
Welche Standorte und Sorten sind geeignet?
Ein Garten wird erst durch das Spiel von Licht und Schatten wirklich interessant. Besonders ausgeprägt und schön ist dieses Wechselspiel in alten Gärten mit hohen Bäumen und Sträuchern, zwischen denen das Licht sanft durch das Blätterdach dringen kann. Weniger schön, aber in fast jedem Garten vorhanden, sind harte Schlagschatten durch Gebäude und Mauern, die den Lichteinfall in manchen Bereichen des Gartens auf wenige Stunden des Tages begrenzen. Die Bepflanzung eines Gartens sollte an diese Lichtverhältnisse angepasst werden, denn nur in einem geeigneten Lebensraum werden sich Pflanzen zufrieden stellend entwickeln. Wichtig ist dabei eine geschickte Auswahl und Anordnung der einzelnen Arten und Sorten. Durch diese kann das Überhandnehmen einer einzelnen sehr gut angepassten Pflanze vermieden werden und Krankheiten und Pflege lassen sich von vorne herein auf ein niedriges Niveau beschränken. So bleibt letztendlich mehr Zeit, um sich an den Pflanzen einfach nur zu erfreuen.
Rosen sind als wahre Sonnenanbeter bekannt und wachsen am besten an gut durchlüfteten sonnigen Stellen mit tiefgründigen, nährstoffreichen Böden. Pflanzt man sie an ungeeigneten Standorten, beispielsweise einer stark beschatteten Nordseite, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie weder wachsen noch blühen und zudem auch noch krank werden. Die Rose hätte sich einen solchen Platz in der Natur nicht ausgesucht und würde hier ohne Pflege schnell von anderen, besser angepassten Pflanzen überwachsen und verdrängt werden. Es gibt Stauden, die halbschattige oder schattige Standorte als Lebensraum unbedingt brauchen, um zu überleben. Diese Staudenarten lieben oft die kühleren Temperaturen und die Bodenfeuchte jener Standorte. Rosen hingegen sind wie schon erwähnt grundsätzlich Sonnenanbeter, die lediglich eine Halbschattenverträglichkeit aufweisen. Diese ermöglicht jedoch, dass man Rosen auch an weniger sonnigen Standorten kultivieren kann, sofern guter humoser, lehmiger Boden und nicht allzu große Konkurrenz von Gehölzen und Stauden vorhanden sind. Scheint die Sonne an einem Standort über den Tag verteilt rund vier Stunden (am besten auch während der warmen Mittagsstunden), stehen die Chancen für einige Rosen gar nicht so schlecht. Jedoch sind unter diesen Bedingungen klassische Rosenbeete mit Edelrosen oder Beetrosen nur mit viel Aufwand schön zu halten. Es eignen sich eher verschiedene Strauch- und Wildrosengruppen oder aber Ramblerrosen.
Neben der Anzahl der Sonnenstunden muss bei der Beurteilung eines möglichen Rosenstandorts auch die lokale Luftzirkulation und Feuchtigkeit beachtet werden. Halbschatten kann hier auch Vorteile bieten: da in ihm eine höhere Luftfeuchtigkeit herrscht, ist weniger Mehltau, der eher trockene, heiße Bedingungen zu seiner Verbreitung benötigt, zu erwarten. Zudem wird dank der Feuchtigkeit die Lebensdauer von großen, dunklen Rosenblüten verlängert und deren Duft oft intensiviert. Auf der anderen Seite führt länger anhaltende Nässe oft zu einem Befall mit Sternrußtau, durch den die Blätter abfallen. Je feuchter ein halbschattiger Standort, desto weniger eignet er sich für Rosen. Eine gute Luftzirkulation, die die Feuchtigkeit der Nacht oder eines Regens schnell vom Laub abtrocknen lässt, ist notwendig für ein gesundes Wachstum einer Rose im Halbschatten.
Obwohl natürlich viele halbschattige Bereiche im Garten eher feucht sind, gibt es auch das Gegenteil: für Rosen zu trockene halbschattige Standorte. So herrscht oft unter Bäumen, deren dichte Krone kein Regenwasser hindurch lässt, eine zu geringe Luftfeuchtigkeit. Hier werden sich schnell Mehltau und Spinnmilben auf Rosensträuchern einfinden. Rambler, die schnell durch das Blätterdach der Bäume wachsen und hier gesund heraushängen, können im unteren Bereich ebenfalls diesen Befall zeigen. Sie tolerieren ihn jedoch ohne Probleme.
Das spezielle Mikroklima eines jeden halbschattigen Standorts ist somit entscheidend für das Wachstum und die Gesundheit einer dort gepflanzten Rose: Halbschatten ist nicht gleich Halbschatten.
Welche Rosensorten eignen sich nun aber für welche halbschattigen Standorte?
Im Folgenden habe ich ein paar Sortenvorschläge zusammengestellt, mit deren Hilfe auch in halbschattigen Bereichen eines Gartens an mikroklimatisch geeigneten Plätzen ein Traum von Rosen wahr werden kann:
Ost- u. Westmauern mit genügend Licht und einigen Sonnenstunden können nahezu problemlos von einigen Kletterrosen berankt werden. Prädestinierte Rosensorten für diese Lagen sind New Dawn und Jasmina® in zartem Rosa, Bloomfield Abundance mit hübschen kleinen Röschen, Rosarium Uetersen® in kräftigem Pink, Laguna® in tiefem Rosa oder die herrlich duftende Zéphirine Drouhin, die besonders für feuchte Ostmauern geeignet ist.
Ramblerrosen sind hier fast alle geeignet. Man sollte beim Kauf auf ihre Wuchskraft achten und die Sorte den Platzverhältnissen entsprechend auswählen. Meine Empfehlung bei einem räumlich begrenzten Standort ist Ghislaine de Féligonde, bei sehr viel Platz Ayrshire Queen, die eine ganze Mauer in ein Dornröschenschloss verzaubern kann.
Für kalte Nordwände gibt es einige weniger kälteempfindliche Ramblerrosen-Züchtungen wie die Geschwinds Nordlandrose, die stachellose, gut duftende und frühblühende Mme Sancy de Parabère, die rustikale, violette Schönheit Himmelsauge das rahmweiße und nostalgische Ännchen von Tharau oder die langtriebige Venusta Pendula, die besonders viel Raum ausfüllen kann.
Im halbschattigen Beet können zahlreiche Strauchrosen mit Stauden kombiniert werden. Sehr gut geeignet ist die ganze Gruppe der Moschata-Rosen wie die Sorten Buff Beauty, Moonlight, Mozart oder Trier. Diese sind breitwachsend, öfterblühend und fast alle bilden im Herbst reichlich Hagebutten. Ebenfalls eignen sich alle Gallica-Rosen wie die Sorten Officinalis oder Charles de Mills. Auch Alba-Rosen wie Königin von Dänemark und Damaszenerrosen wie Jacques Cartier oder Rose de Resht vertragen Halbschatten gut. Alle bilden attraktive, gesunde Büsche, die ganzjährig gut belaubt sind. Natürlich sind die meisten stark duftend.
Zur Kombination eignen sich zum Beispiel die Karpaten-Glockenblume in blau, Astilben in verschiedenen Rosa- bis Rottönen, schlanke weiße Silberkerzen, duftender und bodendeckender Storchschnabel oder vielleicht luftig-filigrane Akelei.
Für mittelhohe bis 1,50 m hohe Rosenhecken im Halbschatten eignen sich Rugosarosen wie Moje Hammarberg, Dagmar Hastrup, Schneekoppe, Rotes Meer, aber auch Alba-Rosen wie Königin von Dänemark, Mme Plantier oder Great Maiden's Blush. Für höhere Hecken im Halbschatten können Wildrosen wie Rosa canina, Rosa glauca, Rosa multiflora, Rosa rubiginosa eingesetzt werden.